Berlin-Grünau. In der letzten Septemberwoche findet traditionell das Bundesfinale von Jugend trainiert für Olympia in Berlin statt. Auch dieses Jahr konnte sich ein Boot der Tilemannschule Limburg im vergangenen Juni beim Landesentscheid Hanau im Rudern qualifizieren und reisten so gemeinsam mit 5000 anderen Sportlerinnen und Sportlern aus ganz Deutschland in die Bundeshauptstadt. Im Gig-Vierer mit Steuermann der Altersklasse 2001-2003 gingen Florian Bendel, Maximilian Krause, Johannes Hackenbroch, Mark Hinrichs und Steuermann Moritz Krause mit Lehrer-Trainer Simon Frank an den Start der Olympiastrecke von 1936.
Die Vorbereitung des großen Events lief nicht optimal. Nach mehreren verletzungs- und krankheitsbedingten Pausen, kamen nicht viele gemeinsame Trainingsfahrten zustande. Dennoch hoffte man, dass die langjährige Erfahrung bei Wettbewerben dieser Art ihnen helfen würde. Nach dem Empfang in der hessischen Landesvertretung Sonntag abends ging es dann montags zum Training aufs Wasser, da für die Ruderer die Vorläufe erst am Dienstag starteten. Die gewohnt sehr windigen Verhältnisse der Regattastrecke bestätigten sich aufs Neue und ließen zwei Kinder-Renndoppelvierer kentern, welche jedoch unverzüglich von der DLRG aufgesammelt wurden. Nachmittags stand ein kurzes Kulturprogramm samt Brandenburger Tor und Stadtrundfahrt auf dem Plan.
Am Dienstag begann nun endlich der Wettbewerb und zur Erleichterung aller Boote hatten sich die Wasserbedingungen deutlich verbessert. Im Vorlauf kam es dann zum ersten Kräftemessen, bei dem sich die ersten beide Boote direkt fürs Finale qualifizieren konnten. Alle anderen mussten sich zwei Stunden später nochmals im Hoffnungslauf beweisen, um einen der begehrten sechs Plätze im A-Final zu sichern. Im ersten Rennen spürte man deutlich, dass die gemeinsame Boots- und Rennerfahrung fehlte, was zu einem dritten Platz hinter Hamburg und Minden führt. Dies bedeutete die Extrarunde im Hoffnungslauf für die Hessen. Hier setzte sich das Boot von der Tilemannschule in einem vollen Feld souverän vor dem Carolinum aus Osnabrück durch und konnte durch den Sieg die Medaillenhoffnungen für den folgenden Tag aufrechterhalten.
Da man durch die zwei Rennen am Tag ordentlich Kraft verbraucht hatte, war nun eine schnelle Regeneration notwendig, um bestmöglich für das Finale am Mittwoch vorbereitet zu sein. Vier Boote im Finale mussten nur ein Rennen bestreiten, was theoretisch ein Nachteil für die Tilemänner hätte sein können, doch angesichts der mangelnden Rennerfahrung profitierten sie vermutlich aus beiden Rennen.
Als dann die Startampel auf grün umsprang, wurden alle Zweifel aus dem Weg geräumt und sich aufs wesentliche konzentriert. Die Startphase gelang den Hessen nicht optimal, jedoch konnten sie sich an den führenden Booten aus Minden und Hamburg festkrallen. Der Sieger des anderen Vorlaufes aus Berlin hatte Probleme und startete so mit Rückstand auf das Feld, welchen sie aber mit wuchtigen Schlägen versuchten aufzuholen. Bei der Streckenhälfte lag Limburg mit einer Länge auf den Ersten aus Hamburg zurück, doch ein Platz auf dem Podium schien in greifbarer Nähe. Im zweiten Streckenabschnitt drehten die Jungs der Tilemannschule dann richtig auf. Keine Spur mehr von den zwei Rennen des Vortages, wie entfesselt peitschten sie ihren Bug mit 37 Schlägen pro Minute über die Strecke, da sie merkten was an diesem Vormittag alles möglich sein könnte. Die Berliner hatten mittlerweile wieder gut aufgeschlossen, doch die Limburger hielten gegen. Das schnell startende Boot aus Minden geriet nun langsam, aber immer deutlicher unter Druck und musste auf die Angriffe der Hessen und Berliner antworten. Die Hamburger versuchten alles, um ihre Führung beizubehalten, doch allmählich verringerte sich der Abstand zu den konkurrierenden Booten zwischen Rang 2 und 4. Auf den letzten 100 Meter legten alle 4 Boote nun noch einmal mächtig zu, wobei sich Limburg mit ihrem Endspurt an den Mindenern vorbeischieben konnte und diesen Vorsprung hauchdünn hinter Hamburg auf die Ziellinie retten konnte. Das Podium komplettierte Minden und dem ursprünglichen Favoriten aus Berlin blieb nur der ungeliebte vierte Platz.
Nach diesem spektakulären Finale war die Freude über Silber riesig, besonders da die Ausgangssituation im Vorhinein nicht Ideal schien. Zum Ende der Veranstaltung wurden alle Teilnehmer in die Max-Schmeling-Halle geladen, um alle Podestplätze der 13 verschiedenen Sportarten zu zelebrieren. Die Ehrungen im Rudern nahm der Weltmeister Marcel Hacker und der Silber-Medaillen Gewinner aus Rio de Janeiro Maximilian Munski vor. Das war ein würdiger Abschluss des größten Schülersportwettkampfes der Welt.
Ein herzliches Dankeschön geht an den Limburger Club für Wassersport, der der Mannschaft ein nagelneues Boot zur Verfügung stellte.
Mark Hinrichs